Wer hat's erfunden?
Nein, ganz sicher nicht die Schweizer. Aber man kann schon darüber streiten, woher die Hängematte denn nun eigentlich kommt. Zumindest fanden die europäischen Eroberer in verschiedenen Gegenden Amerikas Hängematten, und es lässt sich nicht klären, welcher Stamm die schwebenden Lagerstätten zuerst einsetzte. Sie waren ursprünglich aus den Rindenfasern von Bäumen geflochten und recht hart, die ersten Hängematten. Das änderte sich bald, denn sie wurden schnell von Seefahrern auf Schiffen eingesetzt und aus Sisal, Hanf, Baumwolle, Leinen und anderen Stoffen hergestellt. Heute werden Hängematten immer noch in Handarbeit hergestellt, das Weben beziehungsweise Flechten der verschiedenen Arten gehört in den Ländern Mittel- und Südamerikas zum traditionellen Kunsthandwerk, das nicht nur die einheimische Wirtschaft stärkt, sondern auch in Europa geschätzt wird. Heute gibt es verschiedene Arten von Hängematten, was den lokalen Gepflogenheiten der süd- und mittelamerikanischen Länder ebenso geschuldet ist wie den europäischen Vorlieben.
Netzhängematten
Die Netzhängematte ist eigentlich in Mexiko zu Hause. Dort wird sie traditionell ohne Spreizstäbe hergestellt, sie besteht nur aus Baumwollfäden, die in einem komplexen Muster locker miteinander verwoben werden und sich flexibel gegeneinander verschieben können. Dadurch passt sich die Netzhängematte dem Körper des darin Liegenden perfekt an, nirgends drücken Knoten oder stören zu stramme Bänder. Durch die Webart stützt die Matte dennoch perfekt das Skelett: Trotz aller Flexibilität liegen die Bänder stramm und lassen zu, dass sich die Muskulatur komplett entspannt.
Dabei ist die Netzhängematte sehr leicht: Sie ist nicht eng gewebt, sondern es ist verhältnismäßig wenig Material verwendet. Der zumindest an der Küste immer wehende leichte Wind kann durch das lockere Gewebe fahren und kühlt den Körper. Gleichzeitig trocknet die Hängematte schnell, wenn sie doch einmal im Regen hängen sollte. Und die besondere, leichte Machart birgt noch einen weiteren Vorteil: Wird die Netzhängematte aus neuartigen High-Tech Materialien hergestellt, wird sie noch einmal leichter, kann wasserabweisend hergestellt werden und wird so klein, dass sie zusammengerollt in die Hosentasche passt. Sie ist das perfekte Outdoor-Utensil, denn die luftige Höhe schützt den Schlafenden vor allen Arten von Krabbeltieren, die sich auf dem Boden gerne in den Schlafsack verirren.
Netzhängematten
Tuchhängematte
Die Tuchhängematte ist in Brasilien und Kolumbien beheimatet, und sie ist es, die man auf den Bildern vom perfekten Karibikurlaub sieht: Ein weißer Sandstrand erstreckt sich am Ufer eines türkisblauen Meeres bis zum Horizont, und zwischen den ersten Palmen eines grünen Saums zum Inselinneren schwingt eine farbenfroh gestreifte Tuchhängematte, aus der ein nacktes braungebranntes Bein baumelt ...
Der große Vorteil der Tuchhängematte liegt darin, dass sie wirklich rundherum Schatten spendet. Das dicke Baumwolltuch, aus dem sie gewebt ist, lässt zwar die Luft zirkulieren und transportiert den Schweiß von der Haut weg, aber sie schützt vor neugierigen Blicken und lässt die Sonne nicht durch. UV-Schutz ist inklusive, denn dicht gewebte Baumwolle lässt auch die schädlichen Strahlen nicht durch. Durch die eher massive Machart ist die Tuchhängematte jedoch recht schwer, sie lässt sich auch nicht so klein und leicht zusammenrollen wie eine Netzhängematte. Traditionell kommt sie übrigens ohne Spreizstäbe daher, kann also trotz der vielen Meter stabiler Baumwolle noch leicht in einem Tragebeutel mitgenommen werden. Tuchhängematten sind sehr stabil, passen sich dem Körper angenehm an und stützen perfekt. Aber sie trocknen nur langsam und sind dementsprechend nur bedingt für den Outdoorbereich geeignet.
Tuchhängematten
Stabhängematte
Traditionell gibt es keine Hängematten mit Spreizstäben in Mittel- und Südamerika. Die Stäbe, die die Hängematte offen halten und so den Einstieg erleichtern sollen, sind eine europäische Erfindung. Ob sie nun bequemer oder unbequemer sind als Hängematten ohne Stäbe, darüber lässt sich streiten. Der Einstieg ist auf jeden Fall einfacher. Und auch in einer Stabhängematte liegt man am besten diagonal. So kann man sich den Kopf und die Füße nicht am Holz der Spreizstäbe stoßen, und die Stützwirkung der verwebten Baumwollfäden ist so am besten.
Der große Nachteil der Stabhängematte liegt in ihrer Inflexibilität. Sie lässt sich zwar über die Stäbe recht einfach zusammenrollen, nimmt dann aber doch noch viel Platz weg und ist dank des Holzes nicht eben leicht. Fest installiert auf dem Balkon oder im Garten ist sie auf jeden Fall angenehm! Wer öfter mit seiner Hängematte umzieht, dem sei zu einem Modell ohne Stäbe geraten. Übrigens gibt es sowohl Tuch- als auch Netzhängematten mit Spreizstäben. Letztere sollten zusammengerollt mit besonderer Vorsicht behandelt werden, damit sich die Stäbe nicht in den losen Maschen verfangen.